3601, Luzern-Stansstad-Alpnachstad
Die zweite "grosse" Linie der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV) führt von Luzern über das Stansstaderbecken in den Alpnachersee bis nach Alpnachstad, wo Anschluss zur Pilatus Zahnradbahn besteht. Im Gegensatz zur Linie 3600 nach Flüelen wird jene nach Alpnachstad nur von anfangs Mai bis Mitte November betrieben. In der Hochsaison verkehren acht Kurse am Tag, davon werden zwei Kurse von Montag bis Samstag im Hochsommer mit dem Dampfschiff Unterwalden geführt.
Mit einem lauten Pfiff aus dem Schiffshorn signalisiert der Kapitän die Abfahrt. Nach dem Rückwärtsmanöver im Luzerner Seebecken tuckert das Schiff gemächlich in Richtung Verkehrshaus. Unterwegs ergibt sich ein bezaubernden Ausblick auf die Leuchtenstadt Luzern. Der Blick schweift von der Hofkirche zum Schweizerhofquai mit den vielen stattlichen 5 Sterne Hotels, weiter über die See- und Kapellbrücke bis zum Kultur- und Kongresshaus KKL. Darüber thront der markante 2`132 Meter hohe Luzerner Hausberg, der Pilatus.
Nach einem kurzen Halt bei der Station Verkehrshaus-Lido steuert der Kapitän das Schiff in Richtung "Chrüztrichter". Vorbei am Hotel Seeburg und dem Schloss Meggenhorn gelangt das Kursschiff aus dem Luzerner Seebecken hinaus. Nun kann man alle vier Arme des Vierwaldstättersees erkennen. Auf der linken Seite sieht man den Küssnachtersee, vor einem kann man das Vitznauer Becken mit der darüber thronenden 1`798 Meter hohen Rigi erkennen und rechts geht es in das Stansstader Becken. Und in dieses biegt das Schiff nun ein.
Je nach Kurs unterscheidet sich nun die Linienführung. Einige Schiffe verkehren ohne Halt bis Stansstad, andere machen noch einen Zwischenhalt bei der Glasi in Hergiswil und wiederum andere halten an allen Stationen, wie der Kurs 65_66. Dieser Linienführung widmen wir uns nun. So führt die Reise an der Horwer Halbinsel entlang. Hier reihen sich mehrere Villen sowie andere "bescheidene" Anwesen aneinander und in einem von diesen ist auch der internationale Superstar DJ Bobo wohnhaft. Nach dem kurzen Halt beim Seehotel Kastanienbaum,
fährt das Schiff nun quer über den Kreuztrichter bis zur Talstation der Bürgenstock-Bahn. 2017 wurde die Standseilbahn reaktiviert und transportiert seither Hotelgäste, Touristen wie auch Wanderer hinauf auf den Bürgenberg und in das dazugehörende Ressort, bestehend aus mehreren 5-Sterne Häusern. Nebst den saisonalen Verbindungen der Alpnacher-Linie verkehrt zwischen Luzern und Kehrsiten-Bürgenstock der Bürgenstock Express (3600.1) an 365 Tagen im Stundentakt von von morgen früh bis am späten Abend! Der Kapitän steuert nun das Schiff am Ufer entlang in Richtung Kehrsiten Dorf.
Die Ortschaft ist über eine schmale, zum Teil an den Fels "geklebte" Strasse ab Stansstad erreichbar. Jedoch bildet das Kursschiff die einzige ÖV Erschliessung für die rund 300 Einwohner, welche an diesem wunderschönen Flecken am Fusse des Bürgenstocks leben. Nun nimmt der Kapitän Kurs auf die Station Hergiswil, welche am anderen Seeufer in der gleichnamigen Bucht liegt. So tuckert das Schiff einmal quer über das Stansstaderbecken. Dabei ergibt sich noch einmal ein wunderbarer Blick zurück zum Bürgenstock. Nach gut 15 Minuten ist die Ortschaft Hergiswil, welche übrigens zum Kanton Nidwalden gehört, erreicht.
Hier befindet sich die letzte Glashütte der Schweiz. Seit 1817 werden hier direkt am See Glasarbeiten ausschliesslich von Hand ausgeführt. Bei einem Museums-Rundgang kann man den Glasbläsern direkt über die Schulter schauen und mitverfolgen wie das Glas in Form gebracht wird. So legt das Schiff nun bei der Station Hergiswil an. Ein kleines Hafen-Beizli lädt hier zum Verweilen ein. Ohne viel Zeit zu verlieren geht die Reise weiter am Lopper entlang nach Stansstad. Unterwegs ergibt sich noch einmal ein wunderbarer Ausblick auf den Pilatus.
Das grosszügige und langgezogene Stationsgebäude von Stansstad lässt erahnen, was es ursprünglich für einen Nutzen hatte. Denn es diente früher als Bahnhof der Stans-Engelberg-Bahn. Mit der Verlängerung der Eisenbahnstrecke nach Hergiswil-Luzern wurde der Bahnhof in Richtung Süden verlegt und die Schiffsverbindung dient seither nur noch touristischem Zwecke. Nach dem An- und Ablege-Manöver macht das Kursschiff eine 180 Grad Wende und steuert auf die Achereggbrücke zu. Bis 1961 stand hier eine Drehbrücke, die jeweils für die anfahrenden Kursschiffe geöffnet wurde.
Jedoch entstanden dadurch immer längere Staus. Von 1961 bis 1964 wurde dann die heutige, feste Achereggbrücke gebaut. Diese besteht eigentlich aus zwei Brücken. Eine dient der Autobahn A2, die andere der ZentralBahn, der Hauptstrasse sowie den Fussgängern als Übergang. Seither ist die Durchfahrtshöhe für die Kursschiffe beschränkt. Um trotzdem in den Alpnachersee fahren zu können, wurden die Motorschiffe mit klappbaren Masten und niederem Aufbau ausgestattet. Deutlich komplizierter war der Umbau bei den Raddampfern. Ursprünglich wurde 1961 neben dem DS Unterwalden auch das DS Uri "brückentauglich" gemacht.
Bei der Generalrevision 1991-1994 erhielt die Uri wieder ihr elegantes Erscheinungsbild, das sie vor 1960 hatte und verlor somit die Fähigkeit in den Alpnachersee zu fahren. So ist die Unterwalden das einzige Dampfschiff, das nach Alpnachstad verkehren kann. Kurz nach der Abfahrt in Stansstad startet das Absenkungsmanöver. Die besten Plätze um dieses Spektakel mitzuverfolgen, hat man vom Vordeck aus. So werden die hydraulischen Masten hinuntergeklappt, der Kamin sowie das Steuerhaus versenkt und die beiden Lüfter zu Seite gekippt. Nun ist das Dampfschiff bereit für die Brückendurchfahrt.
Mit einem lauten Pfiff aus dem Schiffshorn signalisiert der Kapitän, der aus platztechnischen Gründen das Schiff nicht mehr vom Steuerhaus sondern von der Brücke aus steuert, die Durchfahrt. Dann ist es soweit, in gedrosseltem Tempo gleitet das Schiff unter der Brücke hindurch und passiert dabei sowohl die Hauptstrasse, eine Eisenbahnlinie sowie die Gotthardautobahn. Viel Platz zwischen dem eingezogenen Steuerhaus und dem Brücken-Boden bleibt beim besten Willen nicht. Nach wenigen Augenblicken ist alles vorbei und man befindet sich im Alpnachersee.
Während Kamin, Steuerhaus, Lüfter und Masten wieder ihre ursprüngliche Position einnehmen, kann man die herrliche Aussicht geniessen. Die Reise führt am Rotzloch und dem dahinterliegenden Mueterschwandenberg vorbei in Richtung Alpnach. Auf der rechten Seite ist nun einmal mehr der 2`132 Meter hohe Pilatus zu erkennen, nur diesmal von der ungewohnten Obwaldner Seite. Der Alpnachersee ist aufgrund seiner guten Windverhältnissen auch bei Windsurfern und Wakeboardern sehr beliebt. Nach 50 bis 90 minütiger Fahrzeit, je nach Kurs variiert die Fahrzeit aufgrund der unterschiedlichen Linienführung,
ist der Endpunkt der Reise in Sicht. Das Kursschiff legt an der Station Alpnachstad-Pilatus an. Sämtliche Schiffe bieten Anschluss zur bzw. von der Pilatus Zahnradbahn. Diese befindet sich hinter der Autobahn und den Bahngeleisen der Zentralbahn und ist über eine Unterführung schnell zu erreichen. Die nostalgischen Treibwagen aus den Jahren 1937 befördern Einheimische wie auch Touristen aus Nah und Fern in gut 30 Minuten hoch zum Pilatus Kulm. Mit einer maximalen Steigung von 48 % ist sie die steilste Zahnradbahn der Welt !
473, Alpnachstad-Pilatus Kulm (Pilatus-Kriens-Luzern)
Last Update: 20.11.2024